Stirnräder einbauen
Zum Einbauen der Stirnräder gibt es nur eine richtige
Reihenfolge.
1. Kurbelwellenrad einbauen:
Kurbelwellenrad (Stahlrad) auf ca. 150°C - 180°C anwärmen
und auf die eingebaute Kurbelwelle aufpressen.
Dabei sollten sowohl die Kurbelwelle wie auch das Gehäuse
kalt sein. Hilfreich beim Aufschieben des Stahlrades ist
leichtes einfetten der Kurbelwelle mit Hirschtalg.
Wer keinen Temperaturmesser hat, kann sich an folgenden
Merkmalen orientieren.
Bei 100°C kocht Wasser und damit auch "Spucke".
Ab etwa 150°C fängt auch ein Öltropfen an leicht zu kochen.
Ab etwa 180°C tritt schon eine leicht gelbliche Verfärbung
des Zahnrades ein. Dann ist es aber genug!
Bei dieser Temperatur rutscht das Rad meistens schon von
selbst auf seinen Sitz. Trotzdem muß noch mal mit einer
Druckbüchse nachgepreßt werden, damit das Stahlrad satt
am vorderen Hauptlager anliegt.
Bei den älteren Motoren bis Bj.60 erkennt man dies gut daran
daß der Seegering vor dem Kurbelwellenrad leicht in die Nut
einrastet (Unterlegscheibe 11 21 0 016 201, 0.5mm dick nicht
vergessen). Für den Fall, daß diese Scheibe lose umher-
flattert haben wir dickere Scheiben mit 0.75mm und 1.00mm,
Ersatzteilnummer 11 21 0 016 201.A und .B gefertigt.
Bei den /2 Motoren (R50/2 - R69S) fehlt dieser Seegering.
Man kann trotzdem mit einer 0.05mm Fühlerblattlehre prüfen,
ob ein Spalt zwischen Hauptlager und Stahlrad vorhanden ist.
Da die Kurbelwelle nur durch das vordere Hauptlager axial
fixiert ist, darf hier keinesfalls Spiel vorhanden sein.
Im Betrieb kann sonst das vordere Hauptlager mit seinem relativ
geringem Preßsitz locker werden und sich die Kurbelwelle
verschieben oder der Lagersitz durch den durchdrehenden
Innenring beschädigt werden.
Sollte das Stahlrad beim Aufpressen auf halbem Weg stecken
bleiben, nicht mit Gewalt weitermachen, sondern lieber noch mal
abziehen und kontrollieren, warum es stecken blieb.
Vielleicht haben Keil und Keilnut nicht genau gefluchtet und
es wurde ein Grat aufgeworfen, eventuell waren Kurbelwellen-
zapfen oder Zahnradbohrung bereits vor der Montage beschädigt oder es hat einfach zu lange gedauert, nach dem Aufsetzen des Rades die Druckbüchse mit Zugspindel anzusetzen und das Rad war schon zu stark abgekühlt.
Manchmal kommt es auch vor, daß mit dem Hilfswerkzeug(Platte und Gewindestange), beschrieben von H.J. Mai im Buch
"1000 Tricks für schnelle BMW´s", beim Aufpressen die Mutter
auf der Gewindestange "frißt".
Besser geht´s hier mit einer Gewindestange aus Edelstahl,
deren Zugfestigkeit höher ist als die handelsüblichen
08/15 Stangen aus dem Baumarkt. Möglicherweise reicht es
aber schon, wenn wenigstens die Mutter auf der Zugspindel
geölt wird. In jedem Fall vor dem nächsten Versuch noch mal
die Kurbelwelle abkühlen, die Wärme des Stahlrades hat sich
nämlich übertragen, und das Stahlrad wieder neu anwärmen.
2. Nockenwellenrad:
Nockenwellenrad (Alu) auf ca. 150°C anwärmen und auf vor-
montierte kalte Nockenwelle (Lagerflansch vorn u. Keil)
aufpressen oder aufziehen.
Zum Ansetzen und Ausrichten des Nockenwellenrades auf die
Keilnut die Nockenwelle in den Schraubstock (mit Alubacken
und dicken Lappen) einspannen.
Da das Alurad immerhin ca. 6/100mm Preßsitz hat, bleibt es
beim Aufschieben oft schon vor dem Keil stecken und man
merkt erst beim weiteren Aufziehen oder Pressen, daß Keil
und Nut nicht fluchten.
Auch hier keine Gewaltaktionen, sondern noch mal abziehen.
Das Ausrichten von Keil und Nut kann man sich erleichtern,
indem man an beiden Seiten des Keils ein Lineal anlegt und
mit einem Filzstift die Kanten zum Nockenwellenende hin
verlängert. Beim Aufschieben des Rades sieht man dann sofort,
ob das Rad noch verdreht werden muß.
Auch hier wieder darauf achten, daß das Rad bis Anschlag ans
Nockenwellenlager aufgepreßt wird.
3. Nockenwelle:
Motorgehäuse auf ca. 100°C anwärmen und abgekühlte Nocken-
welle einschieben. Dabei zuerst beide Räder mit gegenüber-
liegender Markierung in Eingriff bringen. Nockenwelle in
hinteren Lagersitz einfädeln (über die rechte Zylinderbohrung
leicht zu kontrollieren), vorderen Lagerflansch waagrecht
zum Motorgehäuse ausrichten und Nockenwelle auf Anschlag
einschieben. Wenn man nicht zu lange trödelt und das Gehäuse
warm genug war, nichts verkantet wurde und die Lagersitze
in Ordnung sind, geht das alles leicht und ohne Kraftaufwand.
Durch die 2 Bohrungen im Alurad den Lagerflansch auf die
Gewindebohrungen ausrichten und die 4 Befestigungsschrauben
anziehen, solange das Gehäuse noch warm ist, dann erübrigt
sich ein Sichern der Schrauben. Falls man mit dem Schrauben-
zieher abrutscht, entsteht meistens auch ein Grat an der Nut
des Schraubenkopfs, denn man am leichtesten mit einem Magnet
oder magnetisierten Schraubenzieher entfernen kann.
Wenn jetzt alles richtig eingebaut ist, sind beide Stirnräder
an der Vorderseite (zur Lichtmaschine) bündig.
Leichte Unterschiede bis zu 0.5mm, max. 1mm können vorkommen.
Wenn eine größere axiale Verschiebung zwischen beiden Rädern
vorhanden ist, liegt ein Montagefehler entweder beim Auf-
pressen der Räder oder schon bei den Abstandsringen auf der
Kurbelwelle vor.
Im nächsten Tipp: Fehler beim Stirnräder einbauen.
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