Toleranzen und Einbauspiele des hinteren Hauptlagers
In betriebswarmen Zustand ist das hintere Hauptlager "schwimmend"
gelagert, da sich das Motorgehäuse durch die Erwärmung so weit
ausgedehnt hat, das der Lageraußenring sich wie auch beim
Kurbelwelleneinbau axial verschieben läßt.
Da sich Kurbelwelle und Gehäuse bei Erwärmung unterschiedlich
stark ausdehnen ist eine axiale Verschiebbarkeit des hinteren
Hauptlagers auch unbedingt notwendig. Würde dieser Längenaus-
gleich nicht erfolgen, käme eine axiale Zugkraft auf das Rillenlager,
welches dann schneller verschleißt.
Das passiert natürlich auch, wenn die Toleranzen vom hinteren
Lagerschild und Lageraußenring zu eng sind.
Bemerkbar macht sich das dadurch, daß sich die Kurbelwelle
bei kaltem Motor schwer drehen läßt.
Dieser Fall kommt nur beim Erneuern des hinteren Lagerschildes
vor. Es muß deshalb nach dem Einbau eines neuen Lagerschildes
unbedingt der Lagersitz nachgemessen werden und gegebenenfalls
ausgerieben oder ausgespindelt werden.
BMW gibt einen Preßsitz von 3 - 5/100 mm an.
Bei zu großem Preßsitz könnte man sich mit einem "C3 Lager"
behelfen. Die Kurbelwelle dreht dadurch auch im kalten Zustand
leicht. Die Verschiebbarkeit des Lageraußenringes ist aber nicht
gegeben.
Gebrauchte Gehäuse mit gebrauchten Lagerschilden sind in der
Regel zu groß. Das hat bis zu einem gewissen Spiel (Lager-
preßsitz ca. 2 - 3/100mm ) keine negativen Einflüsse.
Unter 1/100mm Preßsitz wird es kritisch und wenn der Verschleiß
so groß ist, daß ein neues Lager in den kalten Lagerschild rutscht,
ergibt sich in betriebswarmen Zustand so viel Spiel, daß auch der
beste Wellendichtring auf der Schwungscheibe nicht mehr abdichten
kann.
Für den normalen Tourenmotor reicht ein handelsübliches 6207
Rillenlager. Besser ist in jedem Fall ein Lager mit Messingkäfig.
Die "C3" Ausführung mit erhöhter Lagerluft hat sich vielfach bewährt.
Eine Sonderstellung hat natürlich wieder mal die R69S.
Bei ihr waren Hauptlagerzapfen und Lagerinnenring vermessen und
nach engen Toleranzen zugeordnet. Das Tonnenlager mit Messing-
käfig mußte in "C3" Ausführung sein.
Leider ist dieses Lager heute nicht mehr erhältlich. Schon die
Beschaffung des normalen Tonnenlagers mit Messingkäfig reißt ein
Loch von ca. 200 Euro in die Restaurationskasse. Von dem billigeren
Lager mit Kunststoffkäfig kann nur abgeraten werden. Der Käfig
verträgt die relativ hohe Öltemperatur am hinteren Lager nicht und
versprödet.
Nochmal zurück zum Lagereinbau bei der R69S:
Bei Verwendung eine Tonnenlagers ohne C3 Ausführung darf,
damit das Lager einigermaßen frei laufen kann, der Kurbelwellen-
zapfen hinten nicht größer als 35,00mm sein. Leichtes Untermaß von
0,005mm ist besser als Übermaß. Der Lagerschild hinten sollte auf ein
Maß von 71,97mm (bei den anderen Modellen 71,95mm) aufgerieben
werden, um den Preßdruck zu reduzieren. Und beim Einbau unbedingt
den Repassierring verwenden, damit der Außenring nicht verkantet und
wegen des großen axialen Spiel sauber mittig steht.
Bis zum nächsten Tipp im April
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