Kardanwelle R26 - R27
Die Verbindung von Getriebe und Hinterachsantrieb über eine Kardanwelle ist bei allen BMW´s (außer einer Italienerin Namens F650) Standart. Aber bei keinem Modell ist die Schmierung des Kardanwellengelenks konstruktiv so schlecht gelöst wie bei den Schwingenmodellen R26 u. R27. Sie wurde nämlich schlichtweg vergessen.
Erschwerend kommt hinzu, daß wiederum konstruktiv bedingt (offener Schwingenholm) Schmutz und Feuchtigkeit im Gelenkbereich regelrecht gesammelt wird und keine einfache Möglichkeit zum Reinigen bzw. Fetten besteht.
Der vorprogrammierte Verschleiß wird zusätzlich dadurch verteuert, daß die vordere Gelenkhälfte (Kupplungsglocke) und die Kardanwelle aus einem Teil besteht und damit erheblich teurer ist als die konisch auf der Kardanwelle sitzende Kupplungsglocke bei den Boxermodellen.
Dem Schwingenfreund bleiben nur 2 Möglichkeiten:
Die einfachste, aber auf Dauer nicht die billigste Methode ist und bleibt, fahren bis nichts mehr geht und dann die Kardanwelle erneuern, sofern man sie noch bekommt. Pech, wenn dann schönes Wetter ist.
Die aufwendigere, aber sicher die bessere Lösung ist, den zeitaufwendigen und mit Spezialwerkzeugen gespickten Weg zu gehen und rechtzeitig das Fett dahin zu bringen, wo es hingehört, nämlich in die Kupplungsverzahnung der Kardanwelle und nicht die Ohren; es lohnt sich.
Aber eigentlich sollte das schon in der Winter = Schrauberzeit geschehen sein, denn die Saison steht schon vor der Tür. Wer´s noch nicht gemacht hat, sollte gleich den nächsten Regentag einplanen.
Der zeitaufwendige Weg in einer kurzen - langen Beschreibung:
Hinterrad ausbauen, Kotflügel abbauen (mit Sitzbank wirds zur Fummelei, Rücklichtkabel nicht vergessen), Schwingenbolzen ausdrehen und Schwinge mit Antrieb abnehmen.
Nun geht´s ans Eingemachte:
Der Antrieb läßt sich nach Abschrauben der 4 Muttern M8 x 1 von den Stehbolzen nicht von der Schwinge abziehen, weil noch der Mitnehmerflansch vorn drauf sitzt. Er geht zwar leicht runter, aber nicht ohne Spezialwerkzeug.
Zum Blockieren oder Festhalten der Kardanwelle reicht ein etwas massiveres Flacheisen mit 2 Bohrungen für die Mitnehmerbolzen und einer größeren mittigen Bohrung für den Zapfenschlüssel. Das Flacheisen können sich die meißten Bastler noch selber anfertigen und spannt man in den Schraubstock ein. Den Zapfenschlüssel (Matra 494/3) wird man sich kaufen oder ausleihen müssen.
Wenn diese Hürde genommen ist, kann man zwar den Antrieb aus der Schwinge ziehen, die Kardanwelle steckt aber immer noch auf dem Hinterachsantrieb.
Zum Abschrauben der Kardanwelle muß nun die Überwurfmutter, die Kardanwelle und Kupplungsnabe zusammenhält, gelöst werden. Dazu ist ein weiterer Zapfenschlüssel (Matra 506a) in Rohrform und viel Glück erforderlich, denn jetz befinden wir uns in dem Bereich, wo Dreck und Rost sich am wohlsten fühlen. Am besten vor dem ersten Löseversuch schon mal einen Rostlöser einwirken lassen und mit leichten Hammerschlägen auf die Überwurfmutter das Gewinde prellen.
Und Finger weg von der großen Rohrzange anstelle des Zapfenschlüssels. Damit wird nur die Überwurfmutter gequetscht und dann wirds wirklich schwierig.
Mit Mitnehmerflansch und Flacheisen (in den Schraubstock eingespannt, ein zweiter Mann/Frau hält den Antrieb) die Kardanwelle blockieren und den ersten Löseversuch starten. Bei schwierigen Fällen hilft auch mal Wärme, andere rauchen erst mal eine "HB", dann gehts wie von selbst.
Wenn dann nach dem Abziehen der Kardanwelle in der Kupplungsglocke und auf der Kupplungsnabe noch Zähne vorhanden sind, kann man nach reinigen und fetten (die 2 Gummiringe müssen wahrscheiblich erneuert werden und sollten schon vor der Reparatur besorgt worden sein) wieder mit dem Zusammenbau beginnen.
Halt!!
Bitte nicht mit Kupferpaste fetten, das verursacht wegen der Metallanteile nur unnötigen Verschleiß. Wenn schon, dann Montagepaste, Fett für Keilwellenprofile oder druckbeständigen Haftschmierstoff verwenden. Und dann das ganze Programm rückwärts.
Einmal fetten in 2 Jahren sollten Sie Ihrem Motorrad schon gönnen, auch wenn Sie ihm schon was anderes gegönnt haben.
Für den, der es noch nicht gemacht hat, wird´s Zeit, oder er fährt mit Methode 1 bis nichts mehr geht. Wäre aber schade, denn zur gleichen Arbeit kommen dann noch die Teilekosten.
Wer den ganzen Aufwand mit Spezialwerkzeug scheut, wird sicher nicht abgewiesen, wenn er mit ausgebauter Schwinge beim Fachmann auftaucht um sich dort die Kardanwelle zerlegen zu lassen.
Noch ein Wort zum Einstellen der Schwingenlager.
Mit dem angebauten Hinterachsantrieb verliert man wegen des Gewichtes leicht das Gefühl, wann die Lager spielfrei sind.
Statt dem Auf und Abbewegen der Schwinge lieber seitlich (axial) an der Schwinge ziehen und die Schwingenbolzen soweit eindrehen, bis kein Axialspiel mehr fühlbar ist. Dann noch eine Viertelumdrehnung anziehen, lockern und nochmal die Viertelumdrehnung anziehen reicht als Vorspannung für die Kegelrollenlager vollkommen aus.
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